Ein schwaches Land

Zwei Menschen gegen Millionen, sollte es Hintermänner geben, sind es ein paar mehr gegen Millionen. Die Reaktion? Verhängte Ausgangssperren, der Flugraum über Boston wird gesperrt, knapp 10.000 Polizisten und Soldaten durchsuchen schwer bewaffnet eine Stadt. Großflächige Kontrollen von Haus zu Haus, tieffliegende Kampfhubschrauber, gepanzerte Fahrzeuge auf den Strassen. Martialisch aussehende Kampftruppen überall, stillgelegter Nahverkehr und geschlossene Geschäfte. Wir kennen solche Bilder aus Kriegsgebieten – um die USA partiell in ein Kriegsgebiet zu verwandeln reichen offensichtlich zwei junge Männer mit Kochtopfbomben und Feuerwaffen aus.

Ich denke kurz zurück, an einige Worte des norwegischen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg in den Tagen nach Breiviks Anschlag auf Utøya: „Ihr werdet unsere Demokratie und unser Engagement für eine bessere Welt nicht zerstören. [Niemand könne Norwegen] zum Schweigen schießen“ „Noch sind wir geschockt, aber wir werden unsere Werte nicht aufgeben. Unsere Antwort lautet: mehr Demokratie, mehr Offenheit, mehr Menschlichkeit.“

Genau so präsentiert sich ein starkes Land, ein Land welches sich seines Systems sicher ist, ein Land welches meint auf dem richtigen Weg zu sein. Ein Land welches sich nicht dem Terror beugen will.

Die USA zeigt sich schwach, sie verwechseln Stärke mit Kampfkraft, sie verwechseln Überzeugung mit Aktionismus. Sie zeigen sich schwach wie ein angeschossenes Tier, zwar gefährlich, doch insgesamt irrational im eigenen Schmerz gefangen. Nur noch dazu fähig verängstigt um sich zu schlagen. So schwach und ängstlich, dass ein festgenommener, mutmasslicher Attentäter nicht einmal mit einem Anwalt sprechen darf.

Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der zwei Menschen, mit minimalen Mitteln, ein großes Land (erfolgreich) herausfordern können. Aber ich tue es. Schade.

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